„Vom Erstgespräch bis zum Halten der Trauerrede – bei RUHEBAUM kann ich ganzheitlich begleiten“ – Ingrid Hlawatsch im Interview
Über zehn Jahre war Ingrid Hlawatsch in der Bestattungsbranche tätig. Seit April 2021 ergänzt sie mit dieser Expertise das RUHEBAUM Team. Zusammen mit ihren drei Kolleginnen ist sie Ansprechpartnerin für Interessierte, Trauernde und Bestattungsunternehmen. Zudem ist sie als Freie Rednerin tätig – kann Hinterbliebene somit von der ersten Führung bis zur individuellen Abschiedsrede begleiten. Wir haben Ingrid Hlawatsch für das RUHEBAUM Magazin interviewt.
Liebe Frau Hlawatsch, wie sind Sie zu RUHEBAUM gekommen?
Ingrid Hlawatsch: Ich habe zehn Jahre bei einem Bestatter gearbeitet und hatte dadurch regelmäßig Kontakt mit meinen jetzigen RUHEBAUM Kolleginnen. Das Konzept des Ruheforstes hat mir schon immer gefallen. Ich bin ein absoluter Naturmensch und gerne im Grünen. Irgendwann war es an der Zeit für eine Veränderung. Ich habe mich neu sortiert und wollte eine berufliche Veränderung. Da kam der Hinweis von Angelina Hafner, dass das RUHEBAUM Team gerade Unterstützung sucht, wie gerufen. Am 1. April 2021 hatte ich dann meinen ersten Arbeitstag.
Wie war es für Sie, die „Seiten zu wechseln“?
Ingrid Hlawatsch: Der Wechsel zu RUHEBAUM war insofern besonders, da ich meine neuen Kolleginnen ja bereits gut aus der bisherigen Zusammenarbeit kannte. Es war von Beginn an ein sehr gutes Miteinander. Wir unterstützen uns, wo es nur geht. Das macht richtig Spaß. Meine langjährige Expertise aus dem Bestattungswesen hat mir beim Wechsel sehr geholfen: Ich kannte mich bereits mit den formellen Regularien aus, war es gewohnt mit Menschen über Sterben, Tod und Trauer zu sprechen sowie Hinterbliebene zu betreuen.
Inwieweit unterscheidet sich Ihre Aufgabe von die eines Bestatters?
Ingrid Hlawatsch: Zunächst ist es wichtig, dass wir vom RUHEBAUM Team nicht die Funktion eines Bestatters ersetzen. Erste Anlaufstelle im Falle eines Todes ist und bleibt der Bestatter. Meine Kolleginnen und ich kommen erst ins Spiel, wenn es um den passenden Beisetzungsort geht. Dies kann man sich zunächst analog zu einer Friedhofsverwaltung vorstellen. Wir bieten jedoch keine klassischen Grabstellen, sondern naturnahe Bestattungen an. Dabei kommen wir intensiv mit Menschen in Kontakt, die sich entweder lange im Voraus ihren späteren Ruhebaum aussuchen oder uns bei einem Todesfall kontaktieren. Der Wald „vermittelt“ bei all unseren Gesprächen. Er hat eine ganz besondere Aura und bietet im wahrsten Sinne des Wortes mehr Raum. Menschen haben in der Natur eine ganz andere Aufnahmekraft. Im Gegensatz zu einem Termin in einem Büro, können Gespräche hier ganz anders fließen. Bewegt und bewegend sind zwei Begriffe, die mir da spontan einfallen. Wir sind in Bewegung, müssen einander nicht stetig angucken. Stille wird durch Naturgeräusche gefüllt. Diese geben vielleicht wieder ganz neue bewegende Gesprächsimpulse.
Haben Sie eine Lieblingsjahreszeit
Ingrid Hlawatsch: Jede Jahreszeit hat einen ganz eigenen Reiz: Im Frühjahr beginnt alles neu. Der Sommer ist herrlich grün. Im Herbst sind die Bäume wunderbar farbenfroh und die Kombination aus Sonne und Schnee bringt den Wald im Winter zum Glitzern. Ich bin also eigentlich immer gerne draußen. Für Führungen und Beisetzungen sind aber natürlich die milden Jahreszeiten etwas praktischer – denn meine Kolleginnen und ich sind teilweise den ganzen Tag an der frischen Luft und da kann es einen im Herbst und Winter nach ein paar Stunden schon manchmal ziemlich frösteln.
Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
Ingrid Hlawatsch: Meine Woche startet in der Regel am Mittwoch. Mir war es wichtig, am Montag und Dienstag frei zu haben und ich bin dankbar, dass mir meine Tätigkeit bei den Wallersteiner Wäldern diese Flexibilität ermöglicht. So kann ich mich an diesen Tagen um meine Enkel kümmern. Auch der Rest der Woche gestaltet sich immer anders – ich mag diese Abwechslung sehr. So bleibt man in Bewegung – körperlich und mental. Meine Kolleginnen und ich sind viel draußen. Ob Führungen, Organisation oder die Begleitung von Trauerzeremonien – ich erachte es als wertvoll, Menschen durch den kompletten Prozess zu begleiten. Eine Besonderheit im Vergleich zu meinen Kolleginnen ist, dass ich auch Freie Rednerin bin und somit auf Wunsch auch die Abschiedsworte halten kann.
Was ist Ihnen bei Ihrer Tätigkeit besonders wichtig?
Ingrid Hlawatsch: Ich finde, jeder Mensch hat das Recht, zu 100 Prozent abgeholt zu werden. Danach handele ich jeden Tag. Ich lasse mich auf jedes Gespräch neu und vorurteilsfrei ein. Mir bereitet es Freude, Interessenten ganzheitlich zu beraten. Ich freue mich, wenn der passende Baum gefunden wurde, höre zu, gebe Raum. Wenn ich eine Führung im Sterbefall mache, dann versuche ich auch die Abschiedszeremonie zu begleiten – so schließt sich der Kreis.
Welchen der RUHEBAUM Standorte mögen Sie am Liebsten?
Ingrid Hlawatsch: Ich mag alle drei Standorte. Jeder hat einen ganz eigenen Charakter. Besonders beeindruckend finde ich, den Vegetationsunterschied: Wenn ich im Winter beispielswiese von Standort Ostalb zur Romantischen Straße fahre, dann wird es Kilometer für Kilometer milder. Während es bei einem Standort noch sachte schneit, liegt bei dem anderen schon Frühling in der Luft. Das ist immer wieder schön zu beobachten. Beruflich gesehen liebe ich also alle Standorte – wichtig ist es, den richtigen für den Kunden zu finden. Privat würde es für mich ein Familienbaum im RUHEBAUM Romantische Straße werden. Das hat aber nichts damit zu tun, dass dieser Standort der Schönste ist, sondern schlichtweg praktische Gründe. Meine Kinder wohnen in der Nähe. Solche Aspekte besprechen wir natürlich auch mit unseren Kunden. Zumeist wird ausgelotet, welcher Standort persönliche Präferenz wäre und dann beginnt die Suche nach dem perfekten Baum.
Und wie findet man „den perfekten Baum“?
Ingrid Hlawatsch: Oftmals sind es kleine magische Momente, die Interessierte bei der Auswahl helfen: Vielleicht scheint die Sonne gerade besonders auf einen Baum oder es wird eine Schnecke am Stamm oder ein Pilz in der Nähe entdeckt. Mir ist aufgefallen, dass viele Menschen auf den Moosbewuchs achten. Manche suchen bewusst einen Standort, der etwas abseits ist, andere bevorzugen einen Baum an einer Weggabelung. Der Baum und der Standort sind so einzigartig, wie der Mensch, der darunter seine letzte Ruhestätte findet. Und so sind es ganz viele kleine – und höchst individuelle – Merkmale die Einfluss haben. Natürlich unterstützen wir diesen Prozess – stellen gezielte Fragen oder weisen auf Besonderheiten hin. Vielleicht gibt es einen Baum, der zwei Wipfel hat oder einen Stamm, der etwas krumm gewachsen ist und genau dieses Merkmal passt besonders gut zum Leben des Interessenten oder Verstorbenen. Dann wird auch schon mal geguckt, welcher Baum besonders viel Morgensonne hat, wenn doch der morgendliche Kaffee in der Sonne zu Lebzeiten zelebriert wurde. Wichtig ist, dass ein guter Bezug zum Baum hergestellt wird. Einigen hilft auch das Anfassen des Baumes. So kann am Ende ganz bewusst gesagt werden: „Das ist der Platz für …“.
Haben Sie einen Lieblingsbaum?
Ingrid Hlawatsch: Jeder Baum hat etwas Liebenswertes. Ich persönlich mag die Buche sehr gerne.
Wie gelingt es Ihnen, Abstand zu diesem emotionalen Thema?
Ingrid Hlawatsch: Ich kann sehr gut abschalten. Das liegt sicher daran, dass die Dankbarkeit über meine Tätigkeit überwiegt. Das wertschätzende Miteinander im Team und meine abwechslungsreichen Aufgaben erfüllen mich sehr. Wenn ich am Ende einer Beratung höre „Wir sind so glücklich. Genauso hätte er/sie es gewollt“ dann hinterlässt das bei mir ein sehr gutes Gefühl. Die Sinnhaftigkeit meines Berufes bestärkt mich. Zudem ist es wichtig, dass man mit sich, seinen Ressourcen und seinen Mitmenschen achtsam umgeht. Ein gutes Privatleben ist dabei auch ein wichtiger Ausgleich: Ich bin gerne mit meinen Kindern und Enkeln zusammen und sportlich sehr aktiv. Ob Familie, Freunde, Radeln oder Laufen – Freizeit ist ein wichtiger Ausgleich.
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